Neue chefärztliche Leitung der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie

Im Juli wurde die chefärztliche Leitung der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie des ZfP Winnenden mit Standorten in Winnenden, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen neu aufgestellt. Die Position wird künftig in Form einer chefärztlichen Doppelspitze mit Dr. Serena Zwicker-Haag und Dr. Joachim Haas besetzt.

Die beiden treten damit die Nachfolge von Dr. Deniz Karagülle an, der das Klinikum Anfang 2023 verlassen hat. Gemeinsam mit Pflegedienstleiterin Anette Blauhorn, die bereits seit 2005 für den pflegerischen Bereich der Klinik für Allgemeinpsychiatrie verantwortlich ist, bilden sie die neue Leitung.

„Aufgrund der Größe des Versorgungsgebiets der Allgemeinpsychiatrie haben wir uns bewusst für eine chefärztliche Doppelspitze entschieden. Dabei wird Dr. Joachim Haas den Standort Winnenden und Dr. Serena Zwicker-Haag die Standorte in Schwäbisch Gmünd und Ellwangen verantworten. Die beiden Psychiatrieexperten, die zuvor bereits oberärztliche Verantwortung im ZfP innehatten, sind ein großer Gewinn für die gemeinsamen Zunkunftskonzepte der Allgemeinpsychiatrie. Dazu gehören unter anderem das weitere Voranschreiten der Ambulantisierung, die Förderung der Partizipation und Selbstbestimmung unserer Patientinnen und Patienten sowie die enge Vernetzung im Gemeindepsychiatrischen Verbund“, so Ärztliche Direktorin Dr. Marianne Klein.

Gute Abstimmung zwischen den verschiedenen Behandlungsformen wichtig

Dr. Serena Zwicker-Haag fühlt sich als gebürtige Hannoveranerin wohl im Ostalbkreis. „Die ganze Region im Ostalbkreis erlebe ich als sehr offen und freundlich. In den Kliniken hat mich die großartige Teamzusammengehörigkeit sehr beeindruckt, die gerade an kleineren Standorten so wichtig ist. Für mich schließt sich zudem der Kreis, da ich nach meinem Studium der Humanmedizin an der Ruprecht-Karls Universität in Heidelberg meine Anfangsjahre als Psychiaterin im ZfP-Schwesterhaus in Wiesloch begonnen habe und nun in den ZfP-Verbund zurückgekehrt bin“, so Zwicker-Haag. Zuvor arbeitete sie viele Jahren als Fachärztin in leitender Funktion in Bayern und kam 2021 als leitende Oberärztin ins ZfP. In ihrer neuen Position als Chefärztin der Allgemeinpsychiatrie für die Standorte in Schwäbisch Gmünd und Ellwangen sieht sie besonders in einer guten Abstimmung der verschiedenen Behandlungsformen eine große Chance, flexibel im Sinne der Patientinnen und Patienten agieren zu können. „Es ist mir sehr wichtig, die Angebote unserer bestehenden allgemeinpsychiatrischen Behandlungsformen gut miteinander zu verknüpfen und für unsere Patientinnen und Patienten bedarfsgerecht weiterzuentwickeln“.

Neue Spezialsprechstunde für psychische Erkrankungen rund um die Geburt

Unter ihrer Leitung wurde im Ostalbkreis auch eine neue peripartale Spezialsprechstunde ins Leben gerufen. „Wenn betroffene Familien feststellen, dass rund um die Geburt das seelische Gleichgewicht ins Wanken gerät, ermöglichen wir eine umfassende und kurzfristige Beratung. Damit kann durch eine frühe Behandlung die Zeit nach der Geburt möglichst schnell wieder unbelastet verlaufen. Hierbei hat sich bereits die enge Verknüpfung zum bestehenden Angebot der stationsäquivalenten Behandlung (StäB) als sehr hilfreich erweisen. Gleichzeitig profitieren wir von der engen Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern. Wir geben unseren Patientinnen und Patienten immer eine gute Strategie für den Alltag nach der Behandlung mit auf den Weg, da die Behandlungsdauer zeitlich begrenzt ist und sich häufig der zur Behandlung geführte Umstand noch nicht in Gänze aufgelöst hat. Gerade hier braucht es ein erfolgreiches Netzwerk im Gemeindepsychiatrischen Verbund (GPV)“, so Zwicker-Haag.

Förderung der Selbstbestimmung und Reduzierung von Gewalt und Zwang

Die Nähe zu den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten sowie die Förderung der Partizipation, sieht auch der für den Winnender Standort verantwortliche neue Chefarzt Dr. Joachim Haas: „Die Patientinnen und Patienten zum Experten der eigenen Erkrankung zu befähigen und die Selbstbestimmung zu fördern bedeutet für unsere Klinik eine Behandlung auf Augenhöhe, ebenso Transparenz, eine klare Kommunikation und eine umfassende Aufklärung. Ich erlebe oftmals Patientinnen und Patienten staunend blickend, wenn ich ihnen die verschiedenen Optionen zum Beispiel bei der Auswahl zweier Medikamente erläutere. ‚Sie sind doch der Arzt´, höre ich des Öfteren und ermutige sie zur eigenen Entscheidung“. Neben der Nähe zu den Patientinnen und Patienten will Haas auch nah an den Mitarbeitenden sein und die Klinik weiter attraktiv für potenzielle Fachkräfte aufstellen. Wie Fachkräfte angesprochen werden können, welche Strukturen und Coachings benötigt werden, mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie intensiv. „Die Konkurrenz ist hart“, so Haas.

Ein wichtiger Aspekt in der Akutpsychiatrie sei neben einer modernen Klinikstruktur die Sicherheit für Mitarbeitende. Er sehe sich daher auch in der Verantwortung, Mitarbeitende im Falle von Übergriffen zu schützen und kümmere sich persönlich um rasche Abklärung und rechtliche Belange. Der Psychiatrieexperte, der nach seinem Studium der Humanmedizin an der Universität Erlangen jahrelange Erfahrungen in Psychiatrien in Deutschland und der Schweiz sammeln konnte, hat auch zehn Jahre in der Forensik gearbeitet und bringt dieses Spezialwissen in die Allgemeinpsychiatrie mit. Doch grundsätzlich gehe es ihm in erster Linie immer um eine Vermeidung von Zwang und Gewalt.

Neben der Förderung von Partizipation bewähren sich im Klinikum seit vielen Jahren unter anderem das Professionelle Deeskalationsmanagement (ProDeMa) und das 2021 eingeführte Safewards-Modell, das auf ein hohes Präventionspotenzial setzt, indem es auf eine erweiterte Partizipation der Patientinnen und Patienten am Behandlungsprozess baut. Dazu zählen eine verständnisvolle, positive Kommunikation, die Klärung gegenseitiger Erwartungen, deeskalierende Gesprächsführung, Unterstützung bei unerfreulichen Nachrichten und Methoden zur Beruhigung und weitere konfliktvermeidende Maßnahmen.

Aufklärung in der Bevölkerung weiter wichtig

Anette Blauhorn, die seit über 20 Jahren als leitende Pflegeexpertin im ZfP arbeitet, ist neben der Aufklärung der Patientinnen und Patienten auch die erforderliche Aufklärung über psychische Erkrankungen in der Bevölkerung wichtig. „Obwohl viele Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, gibt es oftmals noch falsche Bilder über Psychiatrien und Ressentiments gegenüber psychisch erkrankten Menschen. Wir werden daher im nächsten Jahr anlässlich des 190-jährigen Bestehens des ZfP Winnenden gezielt an allen drei Standorten Informationsveranstaltungen anbieten.“