Gemeinsam zum Hausarzt ausbilden

Kooperation zwischen Kliniken und Arztpraxen bei der Facharztausbildung in Allgemeinmedizin

Neue Wege geht man künftig bei der Ausbildung von Hausärzten im Rems-Murr-Kreis: Arztpraxen und Krankenhäuser werden enger miteinander zusammenarbeiten und angehende Fachärzte für Allgemeinmedizin nach einem gemeinsamen Lehrplan ausbilden. In einem Kooperationsvertrag haben die Rems-Murr-Kliniken, niedergelassene Ärzte, die Bezirksärztekammer Nordwürttemberg und das Zentrum für Psychiatrie – Klinikum Schloß Winnenden vereinbart, künftig nach gemeinsamen Standards die fünfjährige Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin zu gestalten. „Wir bieten damit eine Facharztausbildung aus einer Hand, die sowohl den stationären, als auch den ambulanten Teil umfasst,“ erklärt Dr. Thomas Gruber, Personaldirektor der Rems-Murr-Kliniken gGmbH. Wartezeiten oder gar Arbeitslosigkeit zwischen den Weiterbildungsabschnitten sollen entfallen. Die Facharztanerkennung in Allgemeinmedizin ist eine der Vorraussetzungen, um sich als Hausarzt niederlassen zu können. Von der insgesamt fünfjährigen Facharztausbildung werden drei Jahre am Krankenhaus und zwei Jahre in einer hausärztlichen Praxis absolviert. Das breite medizinische Spektrum der Rems-Murr-Kliniken wird dabei durch das Klinikum Schloß Winnenden ergänzt. Mit der Kooperation wird nicht nur die Weiterbildung harmonisiert und besser strukturiert. Sie soll auch zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen. Eine Begleitung aus wissenschaftlicher Sicht erfolgt durch das Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm. Die Bezirksärztekammer wird als Koordinierungsstelle tätig sein und Informationsveranstaltungen organisieren. Der Schritt zur Ausbildungskooperation kommt zu einer Zeit, in der unter dem Schlagwort „Hausarztmangel“ immer wieder die zunehmenden Probleme einer flächendeckenden ärztlichen Versorgung in ländlichen Räumen diskutiert werden. Dr. Klaus Baier, Präsident der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg sprach daher ein großes Lob für die Kliniken und die Ärzteschaft des Rems-Murr-Kreis aus. „Die Herausforderungen sind nur gemeinsam zu bewältigen,“ sagte Baier. Gleichzeitig warnte er vor überzogenen Erwartungen hinsichtlich der Hausarztversorgung: „Wunder können wir nicht versprechen. Das muss langsam von unten nachwachsen.“ Es ist geplant, dass dem Kooperationsvertrag im Laufe der Zeit weitere Hausärzte, also Fachärzte für Allgemeinmedizin und Fachärzte für Innere Medizin in der hausärztlichen Versorgung, sowie niedergelassene Fachärzte im Gebiet der Chirurgie beitreten. Schon jetzt haben mehrere Praxen im Rems-Murr-Kreis ihr Interesse angekündigt.