50 Jahre nach dem Bericht der Psychiatrie-Enquête von 1975

In diesem Jahr fällt die Aktionswoche rund um den Welttag der seelischen Gesundheit im Oktober mit einem besonderen Jubiläum zusammen: 2025 jährt sich zum 50. Mal die Veröffentlichung des Abschlussberichts der Psychiatrie-Enquête – einem Meilenstein in der Geschichte der psychiatrischen Versorgung in Deutschland.

Der bis in die 1970er Jahre problematische Zustand der deutschen Psychiatrie ist ohne historischen Bezug nicht erklärbar. Der eklatante Rückstand, mit dem die deutsche Psychiatrie im internationalen Vergleich aus der Phase des Nationalsozialismus hervorging, setzte sich noch Jahrzehnte fort. Insbesondere die Erinnerungen an die Gräueltaten, die sich während der NS-Zeit in den Heil- und Pflegeanstalten abgespielt hatten, blieben nach dem Zweiten Weltkrieg lange präsent. Die Zustände in vielen psychiatrischen Einrichtungen waren an vielen Stellen noch von Verwahrung geprägt. Menschen mit psychischen Erkrankungen lebten oft in großen, abgeschotteten Anstalten, ohne ausreichende therapeutische Angebote und ohne Perspektive auf gesellschaftliche Teilhabe.

Die Enquête-Kommission, bestehend aus Fachleuten, Betroffenenvertreterinnen und -vertretern sowie Jurist*innen, machte diese Missstände öffentlich und formulierte umfassende Reformempfehlungen. Im Mittelpunkt stand eine gemeindenahe, patientenzentrierte und barrierefreie Versorgung, die psychisch erkrankte Menschen nicht länger als „Bürger zweiter Klasse“ behandelt.

Das Land Baden-Württemberg spielte mit seinen heutigen ZfP bei der Umsetzung der Reformen eine wichtige Rolle. Aus den damaligen Psychiatrischen Landeskrankenhäusern entwickelten sich die heutigen Zentren für Psychiatrie (ZfP). Sie bieten heute moderne, wohnortnahe und sektorenübergreifende Behandlung an – von stationären Angeboten über Tageskliniken und Institutsambulanzen bis hin zu aufsuchenden Behandlungen wie der Stationsäquivalenten Behandlung (StäB). Diese Vielfalt ermöglicht es, Therapie in das gewohnte Lebensumfeld der Patient*innen zu bringen und Klinikaufenthalte zu verkürzen.

Trotz der erreichten Fortschritte bleiben große Aufgaben bestehen: Dazu zählen der Abbau von Stigmatisierung sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen. Die ZfP-Gruppe stellt sich diesen Herausforderungen mit dem Anspruch, weiterhin eine humane Psychiatrie zu gestalten, die sich konsequent an den Bedürfnissen der Menschen orientiert – im Geist der Reformideen von 1975.

Weitere historische Hintergrundinformationen und die Entwicklung der ZfP in Baden-Württemberg finden Sie hier sowie auf der ZfP-Gruppen-Website unter https://www.psychiatrie-bw.de/.