Verantwortung übernehmen, Patientinnen und Patienten versorgen, pflegerische Gruppen leiten und den Stationsalltag organisieren – für zehn Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann wurde dies auf der Station C1 der Klinik für Suchttherapie zur Realität. Im Rahmen der Schulstation übernahmen sie zwölf Tage lang die Leitung – ein Projekt mit großer Wirkung.
Nach Einsätzen auf anderen Stationen in den Vorjahren fand das Projekt bereits zum dritten Mal statt – diesmal unter der Leitung von neun ZfP-Auszubildenden und einer Teilnehmerin vom Haus im Schelmenholz. Entwickelt wurde die Schulstation von Cornelia Cantiani (Leitung Ausbildungswesen Pflege) und Emma Langolf (Stabsstelle Pflegeentwicklung). Ziel ist es, Handlungskompetenz, Selbstbewusstsein und fachliche Sicherheit vor dem Examen zu stärken.
„Ich kann das – ich schaffe das“
Am Anfang stand Unsicherheit – am Ende professionelle Routine: „Vor zwei Wochen habe ich mich wirklich noch unsicher gefühlt – und jetzt weiß ich: Ich kann das, ich schaffe das,“ sagt Hana Sulic Susnjar, stellvertretende Stationsleitung während der Schulstation.
Ihre Kollegin Ida Schatz, die auch einmal die Schichtleitung übernahm, ergänzt: „Es war spannend, organisatorische Aufgaben zu übernehmen, die sonst oft im Hintergrund laufen – und dann festzustellen: Wir können das alles organisieren. Und ich fand es schön, dass man selbst die Verantwortung hatte und auch zum Beispiel eine Aufnahme oder Entlassung durchführen konnte – auch wenn natürlich immer jemand da war, den wir fragen konnten.“
Zu den Aufgaben der Auszubildenden gehörten unter anderem das Medikamentenmanagement, die Begleitung von Visiten, pflegerische Übergaben, Aufnahme- und Entlassungsmanagement sowie das Leiten von Gruppenangeboten wie „Schlafhygiene“, „Umgang mit Krisen“ oder „Glück“. Auch die Vorbereitung und Durchführung der Morgenrunde übernahmen die Auszubildenden vollständig.
Adrian Gauger, langjähriger Pflegeexperte und erfahrener Praxisanleiter auf der Station C1, war während des Projekts im Hintergrund aktiv – und beeindruckt: „Ich mache das jetzt seit fast 30 Jahren in der Praxisanleitung – und ich habe gedacht: Die Schülerinnen und Schüler waren richtig erwachsen und professionell. Sogar eine Patientin hat irgendwann gefragt: „Sind eigentlich keine Schüler mehr da?‘“
Strukturierter Start – starker Abschluss
Ende April begann das Projekt mit einem Einführungstag inklusive Schulungen, einem Rundgang über die Station und einer Teambuilding-Aktion im Park. Bereits am zweiten Tag zeigten sich deutliche Fortschritte: „Die Übergaben liefen strukturierter, es wurde besser priorisiert – man merkte, wie das Team zusammenwuchs,“ so Cantiani.
Im Mai fand die feierliche Abschlussveranstaltung statt. Gemeinsam mit den Auszubildenden wurde Bilanz gezogen: Stärkung der Selbstständigkeit, fachliche Entwicklung, gelungene Teamarbeit. Alle Teilnehmenden erhielten Urkunden und ein kleines Präsent.
„Diese Erfahrung war für mich ein echter Wendepunkt in der Ausbildung,“ sagt Hana Sulic Susnjar. „Ich habe gesehen, wie viel ich wirklich kann – und das hat mein Vertrauen in mich selbst gestärkt.“
Das Projekt ist kein Pflichtbestandteil des Ausbildungsplans – aber für viele ein prägendes Highlight der gesamten Ausbildung. „Ich hätte mir so etwas in meiner eigenen Ausbildung auch gewünscht,“ resümiert Adrian Gauger. „Man sieht, wie sehr die jungen Leute wachsen, wenn man ihnen Verantwortung zutraut.“
Auch im Jahr 2026 soll die Schulstation wieder stattfinden – auf welcher Station, wird noch entschieden.