Klinikum Schloß Winnenden gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Seit 1996 ist am 27. Januar der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, an dem bundesweit an die Geschehnisse der damaligen Zeit erinnert wird.

Auch das Klinikum Schloß Winnenden nimmt den 27. Januar zum Anlass, um der Opfer zu gedenken.

Psychisch kranke und geistig behinderten Menschen waren die ersten Opfer einer systematischen, von langer Hand vorbereiteten „ökonomischen Nützlichkeitserwägung“ des NS-Regimes. Insgesamt fielen dieser „Euthanasie-Aktion“ während des Zweiten Weltkriegs rund 300.000 Menschen zum Opfer. Als „lebensunwert“ eingestuft wurden auch 396 Patient*innen des heutigen Klinikums Schloß Winnenden, die 1940/1941 in Grafeneck und Hadamar ermordet wurden.

„Wir werden die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und das Gedenken an die Opfer wachhalten. Wir sehen einen Auftrag darin. In unserem Einsatz und in unserer Arbeit, für die Menschenrechte, für Gleichbehandlung und für Gerechtigkeit,“ mahnt Bernd Czerny, stv. Geschäftsführer und Kaufmännische Direktor, bei einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal im Schlosspark.

In kleinem Kreis trafen sich Mitglieder des Ethik-Komitees, Seelsorge, Geschäftsleitung und Klinikleitungen. Ethik-Komitee-Vorsitzende Dr. Veronika Holdau trug ein Gedicht von Paul Celan vor: „Psalm“ aus dem Sammelband „Niemandsrose“. Der Lyriker Paul Celan wurde als Kind einer jüdischen Familie zusammen mit seinen Eltern in ein Arbeitslager deportiert. Er konnte später fliehen, seine Mutter wurde erschossen, sein Vater starb im Lager an Typhus. In seiner Lyrik verarbeitete er diese Erfahrungen. Nachdenklich stimmte am Ende auch Musiktherapeut Georg Hampel mit einem Gitarrenpart des jiddischen Lieds „Oj, dortn, dortn“.

Coronabedingt war leider eine größere Gedenkveranstaltung gemeinsam mit der Öffentlichkeit nicht möglich.

Jederzeit zugänglich ist aber das Mahnmal inmitten des Parks. Das Werk des Künstlers Professor Jürgen Goertz lässt menschliche Gesichter erkennen, die miteinander in Beziehung stehen, getrennt durch einen kreisrunden Durchblick. Das Mahnmal symbolisiert das Opfer-Täter-Trauma. Die zwei klassisch anmutenden, fast emotionslos gewölbten Kopfscheiben-Silhouetten verschleiern jegliche Identität - sowohl zu den geschundenen Menschen als auch zu ihren Peinigern. Eingearbeitet in das Monument ist der Text: „Den Opfern des Nationalsozialismus. Zum bleibenden Gedenken an das Schicksal jedes Einzelnen. Zur Mahnung, die Würde des Menschen jederzeit zu respektieren.“